SoLaWi - Mein Erfahrungsbericht und Motivation

SoLaWi Gemüse Nürnberg

Hallo meine Lieben!

Ich bin schon seit etwas über einem Jahr Mitglied bei SoLaWi in Nürnberg und möchte euch von meinen Erfahrungen berichten und auch etwas über meine Motivation, SoLaWi überhaupt beizutreten. Ich habe wirklich lange mit dem Gedanken gespielt, ob SoLaWi überhaupt das richtige Modell für mich ist. So geht es nicht nur mir, sondern vielen Menschen, die ihren Konsum in Richtung Nachhaltigkeit ändern wollen. Und nicht jeder wagt den Schritt zu SoLaWi, weil das eine große Veränderung des Konsums bedeutet. Für mich hat sich der Schritt gelohnt und ich hoffe, dass ich euch dazu motivieren kann, nachhaltiger zu leben.

Was ist SoLaWi?

Aber fangen wir ganz am Anfang an: Was ist SoLaWi überhaupt? SoLaWi ist die Abkürzung für solidarische Landwirschaft. Dafür tut sich eine Gruppe von Menschen zusammen, die dem Landwirt versichert, dass sie die Kosten des landwirtschaftlichen Betriebs teilen. Diese Kosten sind in der Regel unterschiedlich, weil sie von vielen Faktoren abhängig sind. Dadurch hat der Landwirt die Sicherheit, dass seine Produkte abgenommen werden. Er muss nicht Befürchten, auf der Ware sitzen zu bleiben, weil sie "nicht perfekt ist". Als Unterstützer bzw. Ernteteiler erhält man im Gegensatz in regenmäßigen Abständen Lebensmittel von Landwirt. Diese variieren je nach Saison und nach dem, was angebaut wird. Auch das Wetter spielt eine große Rolle: Denn geerntet wird nur dann etwas, wenn es auch reif ist.

Als Ernteteiler hat man zudem viele Vorteile: Das Essen wird frisch in der Nähe geerntet und man kann sich den Hof anschauen, wenn man will. Außerdem der Pandemie werden auch viele Aktionen angeboten, in denen man anpacken kann, um den Hof und die Produkte besser kennen zu lernen. SoLaWi-Betrieben achten auch auf Bio-Qualität. Welcher Standard es am Ende aber genau ist, ist von Hof zu Hof unterschiedlich. Dazu kommt, dass man als Ernteteiler auch besondere Gemüse- und Obstsorten erhält, die es in den wenigstens Lebensmittelmärkten gibt. Man trägt also aktiv dazu bei, dass seltene Sorten gefördert und angebaut werden, um das Aussterben der Vielfalt zu verhindern. Das ist nicht nur für die Umwelt, sondern auch für das Geschmackserlebnis gut. 

Wie ist SoLaWi aufgebaut?

Je nach Region gibt es unterschiede, die sich dann vor allem im Angebot für Ernteteiler widerspiegeln. Grundsätzlich machen aber mehrere Landwirte mit, die unterschiedlichen Fokus haben. So wurde ich zum Beispiel im mit Wintergemüse von einem anderen Landwirt beliefert als im Sommer. Außerdem hat man noch die Möglichkeit ein Ernteteil "Obst und Früchte" zu erhalten - im Winter würde man in dem Fall Säfte enthalten. Weil ich zum Beispiel so gut wie gar kein Saft trinke, war das für mich keine Option die in Frage kommt. Zudem Kann man auch verschiedene Mehlsorten und Ur-Getreide kaufen. Es gibt auch Landwirte, die tierische Produkte anbieten (Eier, Fleisch von verschiedenen Tieren) etc. Der Ernteanteil für Eier geht oft damit einher, dass auch Bruderhähne aufgezogen werden. 

In der Regel wird auch bei Versammlungen besprochen, was nächstes Jahr angebaut wird (bei uns wird es vielleicht Pak Choi geben!) und welche Investitionen anstehen (wie ein neuer Brunnen). Außerdem können auch grundlegende Vorstellungen besprochen werden (sollen Plastiktunnel verwendet werden, falls die Ernte droht durch den Frost auszufallen?). Ich finde, dass es eine wirklich schöne Möglichkeit ist auch die Landwirte kennen zu lernen. 

Den Ernteanteil erhält man - je nachdem, welchen Hof man unterstützt - alle 1-2 Wochen. Manche Ernteanteile sind seltenerer (vor allem bei tierischen Erzeugnissen). Die Ernte fällt so aus, wie sie ausfällt. Wegen des Wetters lässt sich das leider nicht vorhersagen. Die Spargelernte wurde zum Beispiel um eine Woche nach hinten verschoben, weil es zu kalt in unserer Region war. Woanders wird es aber schon lange gestochen. 

Wie kommt das Essen auf den Tisch?

Die Ernteanteile werden ins Depot geliefert. Das Depot wählt man während der Anmeldung aus. Es gibt in der Regel mehrere zur Auswahl und man sollte natürlich einen wählen, der in der Nähe ist. Für die Abholung hat man ein Zeitfenster ( in der Regel 1-2 Tage). Für die Anlieferung ist in der Regel auch eine Gebühr fällig, die aber meistens in den monatlich Beitrag schon drin ist. 

Bei welcher SoLaWi bin ich?

Da ich in Nürnberg lebe, standen mir zwei SoLaWi zur Auswahl: SoLaWi Dollinger und Stadt, Land, Beides. Eigentlich wollte ich bei beiden Probewochen machen und schauen, was mir mehr gefällt. Ich habe mit Stadt, Land, Beides angefangen und bin hier geblieben. Das 4-wöchige Probe-Abo bieten übrigens viele SoLaWi an, weil die meisten eben nicht genau wissen, was einen erwartet. Klar, Gemüse, Obst, vielleicht auch noch tierische Produkte. Aber Das dann zu erleben ist noch mal was ganz anderes. 

Während ich bei Stadt, Land, Beides entscheiden kann, ob ich Gemüse, Eier, Ur-Getreide oder tierische Lebensmittel haben möchte (also welchen Hof ich unterstütze und davon profitieren möchte), ist das bei SoLaWi Dollinger nicht möglich. Dort hat man nicht die Wahl zwischen den Höfen, sondern nur zwischen eine omnivoren, vegetarischen und veganen Variante. Und dann erhält man eben Gemüse und Obst, Kräuter, Ur-Getreide, tierische Erzeugnisse, etc. Während Stadt, Land, Beides den gleichen Beitrag von allen Mitgliedern verlangt (zusätzliche Spenden an den Verein sind freiwillig), setzt sich der Preis bei SoLaWi Dollinger aus einem fixen Preis und einem einkommensabhängigen Aufschlag zusammen. Ganz nach dem Motto "wer mehr hat, kann auch mehr zurück geben". Die Preise für Anteil können sich nach Jahr und Saison unterscheiden, weshalb ich sie hier nicht reinschreibe sondern nur auf die Webseiten verweise. 

SoLaWi gibt es inzwischen an vielen Orten. Wenn ihr euch dafür interessiert, schaut also einfach mal im Internet nach, welche Optionen es in eurer Nähe gibt und macht einen Probe-Monat. 

Welche Vorteile hat SoLaWi?

Jetzt sollten alle ein Bild davon haben, was SoLaWi ist und wie es funktioniert. Nun kommen wir zu den Vorteilen. Spätestens danach sollte jeder von eich überzeugt sein, SoLaWi eine Chance zu geben! 

Geld sparen mir SoLaWi

Ja, richtig gelesen! Man kann mit SoLaWi Geld sparen. Das hängt aber davon ab, wie der Konsum davor war. Wenn man so gut wie nur reduzierte Ware, die im Angebot beim Discounter war, gekauft hat, wird mehr für SoLaWi ausgeben. Die deutschen Supermärkte und Discounter können eben sehr gut Preise drücken und viele Menschen sind auch auf solche niedriger Preise angewiesen. Wenn man aber davor sowieso darauf geachtet hat die Lebensmittel in Bio-Qualität (und nicht nur EU-Bio sondern auch Demeter oder Naturland) zu kaufen, wird man vermutlich sparen. Ich habe ein paar Mal von den  Lebensmitteln, die ich erhalte habe, die Preise in Läden angeschaut - mit SoLaWi war ich da günstiger unterwegs. Natürlich muss das nicht immer so sein, weil die Ernte variiert.  Aber wenn man sowieso auf Bio-Qualität achtet, ist SoLaWi auf jeden Fall eine gute Alternative.

Kurze Transportwege

Dieser Punkt ist selbsterklärend. Gemüse und Obst, welches man aus der Region bezieht, ist der Lieferweg sehr kurz (und man bekommt frisch geerntete Produkte!). Dadurch ist es auch nahezu unmöglich, dass die Lebensmittel auf den Weg zu den Endverbrauchern (Ernteteilern) schlecht werden und dann im Müll landen. Dazu kommt, dass die Landwirte biologisch anbauen und mit den Ernteteilern über die weitere Entwicklung und Investitionen sprechen.

Sorten- und Artenvielfalt 

Oft werden auch nicht Standard-Lebensmittel angebaut, die es in jedem Supermarkt gibt, sondern auch mal ausgefallene Sorten (auf diese Weise soll das Aussterben der Arten verhindert werden). Hierbei steht der Sortenerhalt und nicht der maximale Ertrag im Vordergrund (davon profitiert übrigens auch ganz deutlich der Geschmack). 

Reduzierung der Lebensmittelverschwendung

Alle Erzeugnisse werden zwischen den Ernteteiler aufgeteilt - das reduziert die Lebensmittelverschwendung noch mal deutlich. In Großmärkten, auf denen auch die Lebensmittelläden ihre Lebensmittel kaufen, müssen täglich viele Paletten mit Lebensmittel weggeschmissen werden - entweder weil diese nach dem langen Transportweg schon schlecht sind oder weil es einfach keinen Bedarf mehr gibt.

Regionale und saisonale Lebensmittel in hochwertiger Qualität

Dieser Punkt ist zwar schon mehrmals erwähnt worden aber er ist so wichtig, dass ich ihn noch mal betonen muss. Die Lebensmittel werden geerntet und landen nach einem kurzen Transportweg direkt im Depot und danach bei euch auf dem Teller. Sie werden also reig geerntet und müssen nicht nachreifen, so wie es bei vielen anderen Lebensmitteln aus dem Supermarkt der Fall ist. Man bekommt also frische Lebensmittel in hochwertiger Bio-Qualität. Die Gesundheit erfreut sich nicht nur, weil durch den Anbau die Lebensmittel (und auch die Umwelt) weniger belastet sind. 

Transparenter Anbau

Durch gemeinsame Aktionen erhält man die Möglichkeit, den Landwirt und den Hof besser kennen zu lernen und auch mal mit anzupacken. Dadurch schätzt man das Essen nicht nur mehr, sondern lernt auch fürs Leben: die meisten wissen leider nicht, wie der Lebensmittelanbau überhaupt aussieht. Man kann Einfluss auf den Anbau der Lebensmittel nehmen. In einer Besprechung am Saison-Ende wollte bei meiner SoLaWi der Landwirt wissen, welche Gemüsesorten uns gefehlt haben und was wir uns noch wünschen würden. Einige haben sich Pak Choi gewünscht - der Landwirt schaut, ob er das schon dieses Jahr oder nächstes Jahr anbauen wird. 

Fairer Lohn für gute Arbeit

Aber auch der Landwirt hat viele Vorteile: So hat er die Sicherheit, dass die Lebensmittel im abgenommen werden. Er muss nicht mit Großhändler und Supermärkten verhandeln, in der Hoffnung, dass sein Produkt gut und billig genug ist. Die Lebensmittel müssen auch nicht mehr unter dem Produktionswert verkauft werden. Der Landwirt muss sich auch keine Gedanken darüber machen, ob er nächstes Jahr seinen Hof noch bewirtschaften kann. Das Geld landet direkt beim Landwirt, der die Lebensmittel anbaut, sodass er direkt daran verdient ohne irgendwelche Zwischenhändler. 

Gibt es auch Nachteile?

Es gibt sogar drei: Auch wenn der Preis berechtigt ist und immer noch günstiger ist, als die gleichen Lebensmittel in gleicher Qualität in Supermärkten zu kaufen, kann SoLaWi sich nicht jeder leisten. Wenn man also aufs Geld achten muss, ist SoLaWi eher nicht geeignet. Aber es lohnt sich trotzdem die tatsächlich Kosten, die man für Essen ausgibt, mit den SoLaWi-Kosten zu vergleichen. 1 Ernteanteil reicht für zwei Personen für eine Woche locker, ohne das man viel dazu kaufen muss. Für eine Person ist das mehr als genug.

Der zweite Nachteil ist eindeutig, dass SoLaWi nicht überall verfügbar ist. Ich bin ehrlich: Wenn ich für mein Depot erst mal eine halbe Stunde Auto fahren müsste (und das Auto habe ich nicht mal dafür), hätte ich das nicht gewählt, sondern wäre lieber zu den Supermarkt um die Ecke gegangen.

Regional und Saisonal ist zwar schön und gut aber der deutsche Konsument ist verwöhnt. Tomaten und Beeren im Winter? Immer her damit! Es ist wirklich eine Umstellung nicht mehr das zu essen, worauf man Lust hat, sondern das, was gerade da ist. Ich habe davor zwar schon aufgepasst, dass ich auf regionales und saisonales Essen achte, aber SoLaWi zwingt einen dazu noch mehr. Und ich kann mir gut vorstellen, dass einige keine Lust darauf haben. Dabei ist das nur auf den ersten Blick ein Verzicht. In Wirklichkeit ist es eine Bereicherung, weil man viele neue Lebensmittel und neue Gerichte auf diese Weise kennen lernt. 

Mein Fazit zu SoLaWi

Das einzige, was ich bereue ist, dass ich so lange überlegt habe, ob ich mich da anmelde. Ich bin vor der wöchentlich Auswahl an frischen Produkten total begeistert. Es ist jedes mal eine Überraschung, was dieses mal erntereif war. Man lernt so auf jeden Fall mehr über die Artenvielfalt und unterstützt die Landwirte und die Umwelt. Ich würde also jedem, der die Möglichkeit hat, SoLaWi ans Herz legen. 

Wenn ihr wissen wollt, was es für Gemüse bei SoLaWi gibt, schaut auf meinem Instagram-Account meineLieblingskueche vorbei. Ich zeige jeden Mittwoch/Donnerstag meinen Ernteteil. 

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